Neubau einer 5-gruppigen Kindertagesstätte mit Familienzentrum. Die Kindertagesstätte bildet eine eigene Adresse als Ort der Identifikation in einem zweigeschossigen, kompakten Pavillon als Endpunkt des zukünftigen Schulcampus. Sie ist der erste Baustein, der fertiggestellt ist.

Der großzügige Eingang der Kita mündet in der Halle. Direkt an diese angrenzend befindet sich das autark nutzbare Familienzentrum mit zuschaltbarem Personalraum und Elterngesprächszimmer. Das Zentrum kann zur Halle hin großzügig über eine Faltschiebewand für größere Veranstaltungen geöffnet werden. Zusätzlich umschließt die 2-läufig angelegte Treppe mit abschließendem Podest die der Halle zugeordnete Bühne mit Sitzstufe, die ebenso als Forum nutzbar ist. Unter der Treppe befindet sich eine Spielhöhle mit Gucklöchern. Ebenso im EG ist der Gruppenbereich der Krippe mit direktem Zugang nach außen und an der ruhigeren Nord-West Ecke des Gebäudes angesiedelt. Der große Essbereich, der in zwei Einheiten teilbar ist, ist an der Südwestecke mit Bezug in den Freibereich situiert. Anschließend die Küche, Essensausgabe und ein eigener Zugang für die Anlieferung von Süden. Lager-und Technikräume sind in der Mitte des Hauses angeordnet, bis auf den direkt an der Außenfassade liegenden Hausanschlussraum. Es entstehen fließende Raumabfolgen mit guter Einsicht und Verzahnung mit den Außenräumen.

Der Gruppenbereich der Kita liegt im 1. Obergeschoss. Dem pädagogischen Konzept folgend sind die Aktions- und Themenräume windmühlenartig um das Zentrum des Hauses angeordnet. Die Garderobe gruppiert sich zentral auf dem Geschoss und bildet zusammen mit der Treppe und dem darüber liegenden Oberlicht eine räumliche Einheit. Daran gliedert sich das Foyer als Aufweitung der Erschließungszone an und stellt die Verbindung zum Bewegungsraum her. Die Sanitärräume sind in zwei Bereiche aufgeteilt. Richtung Süd-West zur Bundesstraße hin ist ein laubengang- bzw. terrassenartiger Balkon vorgelagert, der als Filter zur Bundesstraße fungiert und über eine Freitreppe eine direkte Verbindung zum Außenbereich herstellt. Das Gebäude ist mit einem Aufzug ausgestattet und ist in allen Teilen barrierefrei.

Holzbau im Schwarzwald, was denn sonst?
Der Neubau wurde in 2-geschossiger Holzbauweise aus massiven Brettstapeldecken und Holzständerwänden auf betonierter Bodenplatte mit Tiefergründung durch Rüttelstopfsäulen errichtet. Eine vorbehandelte, pflegefreie, horizontal ausgerichtete Holzschalung aus regionaler Weißtanne prägt das Erscheinungsbild. Raumhohe Holz- bzw. Holz-Aluminium Fenster belichten die Räume. Eine zusätzliche mittelbarere Belichtung und Belüftung wird durch ebenso raumhohe, öffenbare Fenster geboten. Diese verbergen sich hinter vertikalen Holzlamellen, die gleichzeitig als Absturzsicherung dienen. Die Lamellenstruktur wird teilweise von tragenden, geschlossenen Wandelementen, in der Gesamthöhe den Fenstern entsprechend, aufgenommen und liefert ein bandartiges Bild und Spannung im Zusammenspiel mit der rahmenden horizontalen Lattung. Textile außenliegende Sonnenschutzmarkisen wirken der Überhitzung im Sommer entgegen und senden ein diffuses Licht in den Innenraum. Innen wird das hölzerne Erscheinungsbild fortgeführt. Geschlitzte Akustik-Absorptionselemente aus Holz an den Decken unterstützen das Materialkonzept und sorgen für eine gute Raumakustik. Die Holzeinbauten mit farbigen Oberflächen setzen Akzente.

Alle an der Außenfassade angeordneten Räume können natürlich be- und entlüftet werden. Eine kontinuierliche Abführung von CO2 und Zuführung von Frischluft erhöht die Behaglichkeit in den Räumen. Zusätzlich ist eine mechanische Be- und Entlüftung im gesamten Gebäude eingebaut über mehrere dezentrale Lüftungsgeräte mit geringen Kanalquerschnitten und kleinen Technikflächen. Zur Erhöhung der Energieeffizienz sind alle Lüftungsgeräte mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet.

Das Gebäude wird über eine Luft-Wasser-Wärmepumpe und Fußbodenheizung im Zusammenspiel mit PV-Anlage beheizt. Das Gebäude kann im Sommer über die Luft-Wasser-Wärmepumpe gekühlt werden mit Eigenstrom aus der PV-Anlage.

Um die Bauzeit kurz zu halten, und einen hohen Vorfertigungsgrad zu erreichen, wurde auf die Holzbauweise gesetzt. Dämmungen bestehen aus Holzfaser. Das Dach ist extensiv begrünt und besitzt zusätzliche Retentionselemente zur Verlangsamung des Regenwasserabflusses. Im Zusammenspiel mit der Lüftungs- und PV-Anlage wird der Effizienzgebäude 40 Energiestandard erreicht.

Alle Freiflächen sind naturnah gestaltet. Neben einer befestigten Bewegungsfläche ist ein geschützter Bereich für die Krippenkinder angeboten sowie spannungsreiche Spielflächen. Ein Kletter- und Balancierbereich fördert die motorischen Fähigkeiten. Eine kleine und eine große Spielwiese mit Erdbaustelle, Hangrutsche, Rückzugsbereich Sandspielbereich ergänzen das Angebot. In Richtung Bundesstraße wird das Gelände durch den Höhenversprung und die Stützmauer sowie Pflanzungen abgeschirmt. Im Außenbereich wurde verstärkt auf den Erhalt der vorhandenen Bäume geachtet, insbesondere im nördlichen Grundstücksteil. Im südlichen Freibereich und entlang der Bahnhofstraße sind zahlreiche Neupflanzungen von Bäumen, Sträuchern und Hecken gesetzt. Natursteinelemente aus rotem ortstypischen Sandstein stellen den regionalen Bezug her.

Projektteam

Franca Poos, Kalliopi Gkeka, Stefan Kamm,  Benjamin Feller,  Anne Silberzahn

Bauherrin

Stadt Schramberg

Leistungsphasen

1–9

Wettbewerb

1. Preis 2020

Fotos

© Brigida González Stuttgart